Gemeinschaft Junger Ungarndeutscher – GJU (Ungarndeutsche)
Kontaktdaten
Mikes Kelemen u. 13.
7621 Fünfkirchen/Pécs
Facebook
E-mail: buro@gju.hu
Website: www.gju.hu
Gründung: 1989
Mitglied seit: 1993
Minderheit
Ungarndeutsche – Deutsche Minderheit in Ungarn
Anzahl der Minderheitenangehörigen
Laut der Volkszählung 2011: 185 696 Personen
Die deutsche Nationalität ist nach dem Roma die zweitgrößte der dreizehn anerkannten Minderheiten von Ungarn.
Siedlungsgebiet der Minderheit
In Ungarn gibt es etwa 400 ungarndeutsche Siedlungen. Die meisten deutschen Siedlungen liegen in den südungarischen Komitaten Baranya/Branau, Tolna/Tolna und Somogy/Somodei (Gemeinsam auch als „Schwäbische Türkei“ genannt.), beziehungsweise in Bács-Kiskun/Batsch-Kleinkumanien (Batschka), um die Hauptstadt Budapest, im Komitat Veszprém/Wesprim (nördlich vom Plattensee), im Komitat Komárom-Esztergom/Komorn-Gran (westlich Budapest), sowie im Grenzgebiet zu Österreich.
Geschichte der Minderheit
Die ersten Deutschen kamen im Gefolge der bayerischen Prinzessin Gisela, der Gemahlin des ersten Königs Sankt Stefan, um 1000 nach Ungarn. Eine starke deutsche städtische Zivilisation entstand im Mittelalter in Siebenbürgen (heute Rumänien) und der Zips (heute Slowakei), oder in Westungarn (Sopron/Ödenburg).
Nach der Vertreibung der Türken entstanden wieder deutsche Städte (Ofen, Fünfkirchen, Raab usw.) mit einer blühenden deutschsprachigen Kultur im 18. und 19. Jahrhundert (Theater, Presse, Musikleben). Der Großteil des städtischen Bürgertums wurde allmächlich ”magyarisiert”.
Nach der Türkenzeit riefen die Habsburger und die ungarischen Grundherren deutsche Bauern ins Land, die die deutsche Sprache, Sitten und Bräuche in geschlossenen Siedlungen – trotz starker Assimilierungspolitik in der Zwischenkriegszeit – bis zum Zweiten Weltkrieg bewahrten.
Nach dem zweiten Weltkrieg mussten die Ungarndeutschen viele Schicksalschläge erlitten. 1945 wurden viele Ungarndeutschen (etwa 65.000 Menschen) zur Zwangsarbeit in die Sowjetunion verschleppt, 1946-48 wurde die Hälfte der deutschen Volksgruppe (ungefähr 180.000 Menschen) nach Deutschland vertrieben, fast die gesamte Intelligenz war verschwunden.
Nach der Wende konnte die ungarndeutsche Volksgruppe wieder ”aufatmen”. Die Ungarndeutschen haben auch das Recht bekommen, Selbstverwaltungen auf lokaler, regionaler Ebene und Landesebene (Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen LdU), bzw. zahlreiche Kulturvereine zu gründen. Sie verfügen heute über ein ausgebreitetes Bildungswesen. Seit 2014 sind sie durch einen Sprecher im ungarischen Parlament vertreten.
Besondere Bräuche und Traditionen
Christkindlspiel, Betlehemspiel, Krippenspiel
Zur Weihnachtszeit wurde in den ungarndeutschen Dörfern auch das Christkindl- oder Bethlehemspiel aufgeführt. Schulmädchen und -jungen zogen von Haus zu Haus; sie stellten Engel, Hirten, Maria und Josef und auch einen Wirt dar und waren auch dementsprechend gekleidet. Sie hatten einen Weihnachtsbaum oder die Abbildung des Stalles von Bethlehem bei sich, stellten beides auf den Tisch und trugen das Spiel mit verteilten Rollen vor. Meistens wurde es gesungen, bestimmte Strophen aber auch gesprochen. Im Bethlehemspiel wird die bekannte Geschichte, die Geburt vom Jesulein, erzählt. Man hat das Bethlehemspiel — mancherorts auch das ganze — auch in der Christmette vorgetragen.
Faschingszeit
Den Höhepunkt der Faschingszeit bildeten auch bei den Ungarndeutschen die letzten drei Tage vor Aschermittwoch, vom Faschingssonntag bis Faschingsdienstag. Für die Bedeutung der drei Faschingstage spricht, daß früher zu dieser Zeit die Arbeit ruhte und in den Schulen der Unterricht ausfiel. Die Erwachsenen kleideten sich festlich und besuchten ihre Freunde und Bekannten. An jedem Abend der drei Faschingstage wurde ein Ball veranstaltet, der immer bis in die Früh dauerte. Am dritten Tag, also unmittelbar vor dem Beginn der Fastenzeit, ging der Ball bereits um 11 Uhr abends zu Ende.
Maibaumstellen
Der Maibaum ist das Symbol der Liebe, und wird in der Walpurgisnacht (30.April) vor allem dem geliebten Mädchen gesetzt, aber auch besonders geachtete Persönlichkeiten des Dorfes bekommen je einen geschmückten Baum. Da der Maibaum auch als Lebensbaum und Segenspender gilt, stellt man ihn auch auf Dorfplätzen auf. Zu Pfingsten, wird der Maibaum in Begleitung von Musik und Tanz „ausgetanzt“.
Weinlesefest
Das Weinlesefest, auch Winzerfest genannt, gehörte auch zu den Erntefesten. Es wurde in den Weingegenden am Sonntag nach dem Abschluß der Weinlese veranstaltet. Auch bei diesem Fest spielte die Jugend die führende Rolle, und sie veranstaltete in vielen Dörfern einen Festaufzug.
Organisation
Die Gemeinschaft Junger Ungarndeutscher (GJU) wurde 1989 in Pécs gegründet, um den ungarn- deutschen Jugendlichen die Identität, die deutschsprachige Kultur, ihre Traditionen zu ver- mitteln und diese gemeinsam zu pflegen.
Die vielfältigen Programme werden landesweit von Freiwilligen nach den Interessen der Jugendlichen geformt. Das zentrale Element, also die Angehörigkeit zum Ungarndeutschtum, tritt jedes Mal auf irgendeine Art in Erscheinung. Die Traditionen, Dialekte, Musik und Tänze (usw.) der einzelnen ungarndeutschen Regionen werden an unseren Programmen und Projekten mithilfe von modernen und innovativen Methoden herangebracht. Außerdem ist es uns ein besonderes Anliegen, das Zusammengehörigkeitsgefühl unter den ungarndeutschen Jugendlichen zu schaffen und verstärken.
Gleichzeitig ist uns der Austausch und die Vernetzung mit anderen europäischen Minderheitenjugendorganisationen wichtig. So sind wir u.a. seit dem Osterseminar 1993 auch ein aktives Mitglied der Jugend Europäischer Volksgruppen (JEV).
Fun Facts/Berühmtheit/Witze/Sprüche
Unser Motto: „Einmal GJU-ler, immer GJU-ler!“
Unser Kleinbus wird nach dem Ungeheuer von Loch Ness als ”Nessy” genannt. Wir haben sie durch einen Antrag gewonnen, aber niemand hat sie monatelang gesehen. So ist ihr Spitzname und der Witz entstanden: alle haben über sie geredet, aber niemand hat sie noch -wie den Ungeheuer von Loch Ness- gesehen!
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